„Sage mir, was Du im Mund hast und ich sage Dir, wie gesund Du bist.“ So oder so ähnlich könnte man den aus dem Volksmund allgemein bekannten Spruch Goethes „Sage mir mit wem Du umgehst, so sage ich Dir, wer Du bist“ neu interpretieren und die Debatten um ein in der Zahnmedizin vielfach eingesetztes Material auf den Punkt bringen: das Amalgam. Kaum ein Mittel ist heutzutage so umstritten. Kaum ein Stoff spaltet Patienten, Zahnmediziner und Wissenschaftler so sehr in Lager, obwohl er seit über 100 Jahren erfolgreich in den Zahnarztpraxen in Verwendung ist.
Dabei ist die aktuelle Faktenlage zum Amalgam, einer Mischung aus Silber, Zinn, Kupfer und Quecksilber, recht klar: Der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes hat zu Beginn des Jahres 2017 entschieden, dass der Füllstoff ab Juli 2018 bei Schwangeren und Kindern bis 15 Jahren nicht mehr verwendet werden darf. Den Einschätzungen von Experten zufolge, könnte es ab 2030 zu einem endgültigen Verbot von Quecksilber und damit von Amalgam kommen.
Laut Bundesärztekammer werden derzeit noch sieben Prozent aller Zahnfüllungen in Deutschland aus Amalgam gemacht. Immer noch oder nur noch. Das mag man sehen wie man will. Das Material für Zahnfüllungen bleibt im Einsatz, weil es gegenwärtig weder wissenschaftlich eindeutige Erkenntnisse noch belastbare Studien zu seiner Schädlichkeit oder Unschädlichkeit gibt. Dafür aber Einschätzungen und Handreichungen.
Gemäß Robert-Koch-Institut und wissenschaftlichem Dienst des Bundestags liegt derzeit kein wissenschaftlich begründbarer Verdacht vor, dass ordnungsgemäß gelegte Amalgamfüllungen negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten haben. Und laut Bundesinstitut für Heil- und Arzneimittelforschung (BfArM) gibt es keine Nachweise für schädliche Auswirkungen auf Kinder. Allerdings sollte der Einsatz bei Kindern mit Bedacht geprüft werden.
Nach wie vor verfügt das Amalgam als Füllstoff in der Zahnmedizin über viele Vorteile. Es gehört zu den so genannten weichen Füllungen und härtet im Zahn vollständig aus. Es ist leicht zu verarbeiten, relativ preiswert und lang haltbar. Es ist einfacher zu handhaben als andere Füllstoffe, dehnt sich beim Abbinden aus und verfügt über eine hohe Dichtigkeit.
Die Quecksilberlegierung verbindet sich fest mit der Zahnsubstanz und ist ideal für stark belastete Kauflächen. Festigkeit und Abrieb entsprechen dem natürlichen Zahn. Amalgam hält nicht nur hohen Belastungen beim Kauen Stand, es wirkt auch bakteriostatisch. Das heißt, es kann die Vermehrung von Kariesbakterien hemmen. Zudem übernehmen Krankenkassen die Kosten für den Ersatz kaputter Amalgam-Füllungen vollständig.
Bei allen Vorteilen und bei aller Bewährung als zahnmedizinisches Füllmaterial in den vergangenen 100 Jahren: Die Tatsache, dass Amalgam als Legierung auch Quecksilber enthält, ist gleichzeitig einer ihrer größten Nachteile, die Kritiker immer wieder ins Feld führen. Sie befürchten, dass Quecksilber sich mit der Zeit aus Amalgam-Füllungen lösen, im Körper anreichern und in der Folge Krankheit auslösen kann.
Gegner des Amalgams argumentieren gern damit, dass Quecksilber beim Legen oder Entfernen von Amalgam-Füllungen freigesetzt werden kann. Der Einsatz von Amalgam mache den Patienten krank und begünstige Allergien beim ihm, was beides bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, und führe zu Risiken wie Kopfschmerzen, Haut- und Libido-Problemen, Depressionen und Sehstörungen, die umstritten sind.
Bei Ihrer Entscheidung über den Austausch von Amalgam-Füllungen sollten Sie die Eigenschaften unterschiedlicher Füllstoffe berücksichtigen. Weiche Füllungen sind Amalgam- oder Komposit-Füllungen, die in der Zahnarztpraxis hergestellt werden. Sie härten im Zahn aus und bilden in der Regel einen optimalen Abschluss zur Zahnsubstanz. Komposit-Füllungen haben einen höheren Schrumpfungsgrad als Amalgam-Füllungen und bergen ein Risiko von Mikrorissen im Übergang von der Füllung zum Zahn. Harte Füllungen sind Füllungen aus Gold oder Keramik; sie kommen bei größeren Schäden zum Einsatz, werden im zahntechnischen Labor hergestellt und mit Zement oder Spezialkleber eingesetzt.
Jeder möchte ein strahlendes Lächeln haben. Kosmetik spielt heutzutage eine große Rolle. Amalgam und Gold als Füllmaterial ähneln der Zahnfarbe nicht, Komposit- oder Keramik-Füllungen dagegen schon. Erstere werden heutzutage in der Regel nur noch im hinteren Bereich des Mundes verwendet. Zweitere bei Füllungen im Frontbereich beispielsweise an Schneidezähnen, aber auch bei allen anderen Zähnen, sofern ein entsprechendes kosmetisches und optisches Ergebnis erzielt werden soll.
Lassen Sie Ihre Amalgam-Füllungen von uns regelmäßig auf deren Dichtigkeit hin überprüfen. Sind sie nicht mehr dicht, müssen sie ausgetauscht oder durch andere, beispielsweise Komposit-Füllungen (Füllungen auf Kunststoff-Basis), Keramik-Füllungen, Inlays oder Onlays ersetzt werden.
Wer auf Amalgam-Füllungen nachweislich allergisch reagiert, kann diese auf Kassenkosten entfernen und durch Komposit-Füllungen ersetzen lassen. Dasselbe gilt für Patienten, die nachweislich Nierenschäden haben.
Wer Amalgam-Füllungen aus kosmetischen Gründen entfernen lassen möchte, sollte bedenken, dass Krankenkassen in der Regel für einen Ersatz durch andere Füllungen als Amalgam nicht aufkommen. Ausnahmen sind Komposit-Füllungen im Frontzahnbereich, die in der Regel übernommen werden.
Wer sich gesundheitliche Sorgen macht, kann und darf Amalgam als Füllstoff bei uns in der Behandlung jederzeit ablehnen. Wo Amalgam in Ihrem Zahn war, muss Amalgam nicht wieder hinein. Sie sind sich unsicher und haben Fragen zur Amalgam-Entfernung? Wir beraten Sie dazu gern, insbesondere auch dann, wenn es um die richtige Amalgam freie Zahnfüllung für Ihr Kind geht.